KiSS-Syndrom beim Baby: Ursachen & Behandlung

April 27, 2025
·
4
min Lesezeit

Es handelt sich beim KiSS-Syndrom um eine eingeschränkte Bewegung im oberen Halsbereich bei Neugeborenen und Säuglingen. Das führt zu einer kurzfristigen Schiefstellung des Kopfes beim Baby.

In diesem Artikel erklären wir einfach, was das KiSS-Syndrom ist. Wir zeigen, wie du es bei deinem Baby erkennst und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

Was ist das KiSS-Syndrom?

„KiSS“ steht für „Kopfgelenk-induzierte Symmetrie-Störung“. Das Krankheitsbild ist auch unter dem Begriff Säuglingschieflage bekannt.

Beim KiSS-Syndrom zeigen Babys eine schiefe Haltung oder Bewegung, weil die Kopfgelenke nicht richtig sitzen.

Die Kopfgelenke verbinden den Hinterkopf mit der Halswirbelsäule. Besonders wichtig sind dabei die ersten beiden Halswirbel: der erste heißt Atlas, der zweite Axis.

Der deutsche Arzt Dr. Biedermann hat das KiSS-Syndrom deshalb auch als „Atlas-Blockierungssyndrom“ beschrieben. Dabei ist vor allem der Atlas verschoben oder blockiert.

Bei Babys mit KiSS-Syndrom ist die natürliche Ausrichtung der Wirbelsäule gestört. Normalerweise verläuft die Wirbelsäule mittig vom Steißbein bis zum Kopf. Beim KiSS-Syndrom ist diese Symmetrie unterbrochen. Der Kopf ist häufig auffällig zur Seite geneigt oder nach hinten überstreckt.

Es gibt zwei Typen:

  • KiSS-I: Beim ersten Typ sind Kopfgelenk und Halswirbel verschoben und blockiert. Für das Baby ist es schmerzhaft, den Kopf entweder zur linken oder zur rechten Seite zu drehen. Häufig liegt es immer gekrümmt in dieselbe Richtung. Es wird auch von der sogenannten “Bananenhaltung” gesprochen.
  • KiSS-II: Beim zweiten Typ fällt vor allem die Überstreckung nach hinten auf. Auch hier liegen Blockaden im Bereich der oberen Halswirbel vor. Die Babys vermeiden es, den Kopf zur Seite zu drehen, und strecken ihn oft stark nach hinten. Dadurch flacht der Hinterkopf meist leicht ab.

Ursachen: Wie entsteht das KiSS-Syndrom?

Die Blockaden beim KiSS-Syndrom entstehen meist bei der Geburt oder manchmal schon im Mutterleib. Besonders bei schwierigen Geburten (z. B. Saugglocken- oder Zangengeburt, Kaiserschnitt) kann starker Druck auf den empfindlichen Kopf- und Nackenbereich des Babys wirken.

Man geht davon aus, dass diese Belastungen zu minimalen Funktionsstörungen im Bereich der oberen Halswirbelsäule führen können. Diese wiederum beeinträchtigen die Symmetrie der Bewegungen und der Muskelspannung des Babys.

Es gibt verschiedene Faktoren, die die Entstehung eines KiSS-Syndroms begünstigen können:

  • Geburt unter Verwendung von bestimmten Hilfsmitteln (z. B. Zange, Saugglocke)
  • Lange oder sehr schnelle Geburten
  • Kaiserschnitt
  • Enge Platzverhältnisse im Mutterleib (z. B. bei Zwillings- oder Mehrlingsschwangerschaften)
  • Fehllagen im Mutterleib (z. B. Querlage)
  • Vorbestehende Spannungen durch Stress oder Traumata während der Schwangerschaft

Beim ersten Termin wird meist der Geburtsverlauf besprochen.

Symptome: Woran kann ich das KiSS-Syndrom erkennen?

Nicht jedes unruhige oder schreiende Baby leidet unter einem KiSS-Syndrom. Wenn dein Baby manchmal seinen Kopf schief hält, musst du dir noch lange keine Sorgen machen. Bestimmte Hinweise sollten Eltern jedoch auf das KiSS-Syndrom aufmerksam machen:

  • Kopfschiefhaltung: Der Kopf wird bevorzugt zu einer Seite gedreht
  • Einseitiges Stillen oder Trinken: Schwierigkeiten beim Stillen an einer Brust
  • Asymmetrische Bewegungen: Ein Arm oder ein Bein wird weniger genutzt
  • Vermehrtes Schreien, insbesondere beim Ablegen
  • Schlafprobleme, unruhiger Schlaf, häufiges Aufwachen
  • Vermehrte Blähungen oder Verdauungsprobleme wie Durchfall oder Verstopfung
  • Schädelverformungen durch einseitiges Liegen
  • Einseitiger Abrieb der Haare

Jedes Baby ist anders. Nicht alle zeigen die gleichen Anzeichen. Bei Verdacht sollte immer eine genaue Diagnostik durch Fachpersonen erfolgen.

Mögliche Spätfolgen des KiSS-Syndroms

Wird das KiSS-Syndrom frühzeitig erkannt und behandelt, sind die Prognosen in der Regel sehr gut. Ohne rechtzeitige Behandlung kann sich die Schieflage negativ auf die gesamte Entwicklung auswirken.

Die Spätfolgen im Kontext des KiSS-Syndroms werden unter dem Begriff KiDD-Syndrom zusammengefasst. Das steht für Kopfgelenk-induzierte Dyspraxie und Dysgnosie. Dysgnosie ist eine Störung der Wahrnehmung. Dyspraxie beschreibt eine gewisse motorische Ungeschicklichkeit.

Bleibt ein KiSS-Syndrom unbehandelt, kann es eine verzögerte motorische Entwicklung auslösen. Das kann oft zu Problemen bei der Konzentration und Wahrnehmung führen, die den Schulalltag der betroffenen Kinder erschweren. Frust, Aggression und Lernprobleme sind häufige Folgen eines KiSS-Syndrom.

Diagnostik: Wie wird das KiSS-Syndrom festgestellt?

Es gibt keine standardisierte Untersuchung im Rahmen der normalen U-Untersuchungen (Vorsorgeuntersuchungen).

Die Diagnostik des KiSS-Syndroms erfolgt typischerweise durch erfahrene Fachärzte oder spezialisierte Therapeuten:

  • Kinderärztinnen und Kinderärzte
  • Kinderorthopädinnen und -orthopäden
  • Osteopathinnen und Osteopathen mit Schwerpunkt auf Babys & Kinder

Die Diagnose erfolgt meist durch eine gründliche körperliche Untersuchung. Dabei werden Beweglichkeit, Symmetrie und Muskelspannung geprüft. In sehr seltenen Fällen ist ein bildgebendes Verfahren wie Röntgen oder MRT notwendig. Sie kommen nur zum Einsatz, wenn ein ernsterer Verdacht besteht.

Behandlung bei KiSS-Syndrom

Das KiSS-Syndrom ist sehr gut behandelbar, wenn es frühzeitig erkannt wird. Das Ziel der Behandlung ist es, die Kopfgelenke wieder beweglich zu machen. Danach reguliert sich vieles von selbst.

Mit sanften und gezielten Techniken mit den Händen wird das Gelenk langsam wieder beweglich gemacht. Betroffene Muskulatur und Bänder werden über spezielle Druck- und Zugbewegungen mobilisiert.

Mögliche Therapiemethoden sind:

  • Chirotherapie:
  • Physiotherapie
  • Osteopathie

Osteopathie als sanfte Unterstützung bei KiSS-Syndrom

Die osteopathische Behandlung ist eine sanfte Methode zur Unterstützung von Babys mit KiSS-Syndrom. Sie ist sanft und nutzt die Selbstheilungskräfte des Körpers. Viele Babys bewegen sich danach freier, schlafen besser und sind ausgeglichener.

Es kann jedoch einige Tage oder auch Wochen dauern, bis dein Baby wieder eine normale Haltung annimmt. Osteopathinnen und Osteopathen lösen sanft Blockaden, fördern die Beweglichkeit und unterstützen so die gesunde Entwicklung deines Babys.

Fazit: Frühzeitiges Handeln beim KiSS-Syndrom lohnt sich

Das KiSS-Syndrom kann Babys und Eltern belasten – muss es aber nicht dauerhaft.

Wird eine Einschränkung früh erkannt, kann sie gut behandelt werden. Dabei helfen zum Beispiel Osteopathie oder Physiotherapie. So kann die Beweglichkeit deines Babys sanft verbessert werden. Auch die weitere Entwicklung wird dadurch unterstützt.

Wenn du Fragen zum KiSS-Syndrom hast, melde dich gerne bei uns. Auch für eine osteopathische Untersuchung sind wir für dich da. In unserer Praxis nehmen wir uns viel Zeit für eine ausführliche Anamnese, eine sanfte Behandlung und deine Fragen.