Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD): Wenn der Kiefer Probleme macht

May 2, 2025
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Viele Menschen leiden unter Beschwerden wie Kieferknacken, Kopfschmerzen oder Verspannungen – ohne zu wissen, dass der Ursprung im Kiefer liegt. Die sogenannte Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) ist eine häufige, aber oft übersehene Ursache solcher Beschwerden.

In diesem Beitrag erfährst du, was CMD genau ist, wie sie entsteht, welche Symptome typisch sind – und welche sanften, ganzheitlichen Behandlungen helfen können, wieder ins Gleichgewicht zu kommen.

Was ist eine Craniomandibuläre Dysfunktion?

Die Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) bezeichnet eine Funktionsstörung im Bereich des Kiefergelenks (Articulatio temporomandibularis) sowie der Kaumuskulatur und angrenzender Strukturen.

Das Kiefergelenk ist eines der komplexesten Gelenke im menschlichen Körper. Der Mensch hat zwei Kiefergelenke, eines auf jeder Seite. Die Gelenke verbinden den Unterkiefer (Mandibula) mit dem Schädel (Cranium) und ermöglichtendas Öffnen, Schließen und Bewegen des Mundes in viele Richtungen. Bei CMD gerät dieses Zusammenspiel aus dem Takt.

CMD ist keine einzelne Erkrankung, sondern ein Überbegriff für verschiedene Störungen im Kausystem. Oft sind die Ursachen multifaktoriell – also mehrere Dinge wirken gleichzeitig zusammen.

Laut Studien leiden etwa 10–15 % der Bevölkerung in Deutschland an einer behandlungsbedürftigen CMD (Schiffman et al., 2014). Manche Schätzungen gehen sogar von 20 % aus.

Anatomische Illustration des Kiefergelenks (Articulatio temporomandibularis) mit Beschriftung von Gelenkpfanne, Gelenkknorpel, Unterkiefer und Kaumuskulatur
Aufbau Kiefergelenk

Warum ist das Kiefergelenk so sensibel?

Das Kausystem ist eng mit anderen Körperbereichen verbunden – über Nervenbahnen, Muskeln, Faszien und das zentrale Nervensystem. Deshalb kann eine Störung im Kiefer Auswirkungen auf Kopf, Nacken, Schultern haben. Es kann sogar die Haltung oder das emotionale Wohlbefinden betroffen sein. Daher sprechen Fachleute auch von einer ganzheitlichen Funktionsstörung.

Die Ursachen sind vielfältig – einige davon im nächsten Abschnitt.

Ursachen: Wie entsteht CMD?

CMD ist eine multifaktorielle Erkrankung – das bedeutet, mehrere Ursachen können gemeinsam zur Funktionsstörung führen:

1. Zähneknirschen und -pressen (Bruxismus)

Oft stressbedingt: Im Schlaf oder auch tagsüber wird unbewusst Druck auf die Kiefergelenke ausgeübt. Die Kaumuskulatur steht unter Dauerbelastung.

Studie: Laut Rollman et al. (2004) stehen psychosoziale Faktoren wie Stress in direktem Zusammenhang mit CMD-Beschwerden (Rollman et al., Pain).

2. Fehlstellungen von Zähnen oder Kiefer

Ein ungleichmäßiger Biss (Malokklusion) oder schlecht sitzender Zahnersatz kann die Gelenkbewegung stören und zu Überlastungen führen.

3. Schlechte Körperhaltung

Eine vorgeneigte Kopfhaltung bei Büroarbeit kann sich negativ auf den Kieferbereich auswirken. Auch Becken- oder Wirbelsäulenfehlstellungen spielen eine Rolle.

4. Verletzungen oder Traumata

Unfälle, Stürze oder Schleudertraumata (z. B. nach Autounfällen) können zu Spannungen und Blockaden im Kiefergelenk führen.

5. Emotionaler Stress & Anspannung

Psychischer Stress schlägt sich oft körperlich nieder – besonders im Nacken-, Schulter- und Kieferbereich.

Symptome: Woran erkenne ich eine CMD?

CMD kann sich sehr unterschiedlich äußern – deshalb wird sie oft nicht erkannt oder falsch behandelt. Betroffene haben häufig eine lange Leidensgeschichte hinter sich mit vielen Arztbesuchen.

Typische Symptome sind:

  • Schmerzen im Kiefergelenk beim Kauen, Sprechen oder Gähnen
  • Knacken, Reiben oder Blockaden beim Öffnen des Mundes
  • Eingeschränkte Mundöffnung (weniger als 3 Finger breit)
  • Kopfschmerzen, Migräne, Gesichtsschmerzen
  • Verspannungen im Nacken, Schultern oder Rücken
  • Tinnitus (Ohrgeräusche), Druckgefühl im Ohr
  • Schwindel, Sehstörungen, Konzentrationsprobleme
  • Schlafstörungen, Tagesmüdigkeit
  • Zähneknirschen – oft bemerkt durch Zahnarzt oder Partner:in

Hinweis: Wer unter mehreren dieser Symptome leidet – besonders in Kombination – sollte an eine CMD denken.

Wie wird CMD diagnostiziert?

Die Diagnostik erfolgt meist durch spezialisierte Zahnärzt:innen, Kieferorthopäd:innen, Physiotherapeut:innen oder Osteopath:innen.

Zur Diagnostik gehören:

  • Manuelle Untersuchung: Schmerzpunkte, Bewegungseinschränkungen, Kieferknacken
  • Funktionsanalyse: Wie arbeiten Gelenk und Muskulatur zusammen?
  • Bildgebung: Röntgen, MRT oder 3D-Diagnostik in speziellen Fällen
  • Fragebögen zur Anamnese und Lebenssituation
  • Selbsttest: Passen drei Finger (hochkant) in den geöffneten Mund?
Standardisiert wird CMD heute oft nach dem DC/TMD-Protokoll diagnostiziert (Diagnostic Criteria for Temporomandibular Disorders) – entwickelt von Schiffman et al. (2014) für Forschung und Praxis.

Behandlung: Was hilft bei CMD?

Die Behandlung richtet sich nach den individuellen Ursachen. Meist wird eine Kombination aus mehreren Methoden empfohlen.

1. Physiotherapie & manuelle Therapie

Geht gezielt auf Verspannungen ein und fördert die Beweglichkeit.

2. Osteopathie – ganzheitliche Behandlungsmethode

In unserer Praxis für ganzheitliche Gesundheit in Berlin Mitte behandeln wir CMD osteopathisch. Dabei betrachten wir den Körper als Einheit – und suchen sanft nach Spannungen, Blockaden oder funktionellen Störungen.

Ziele der osteopathischen CMD-Behandlung:

  • Spannungsausgleich im Kiefer- und Nackenbereich
  • Wiederherstellung der Beweglichkeit im Kiefergelenk
  • Regulation des vegetativen Nervensystems
  • Linderung von Begleitsymptomen wie Tinnitus oder Kopfschmerzen
Studie: Eine randomisierte Studie aus dem Jahr 2014 zeigt, dass osteopathische Techniken Schmerzen und Beschwerden bei CMD signifikant lindern können (Alghadir et al., J Bodyw Mov Ther).

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3. Aufbissschienen (Okklusionsschienen)

Werden meist nachts getragen – entlasten das Kiefergelenk und schützen die Zähne vor Knirschen.

Cochrane Review (2004): Aufbissschienen können Schmerzen und Muskelaktivität bei TMD reduzieren (Al-Ani et al.).

4. Stressbewältigung & Entspannung

Yoga, Meditation, Atemtechniken oder Gespräche können helfen, emotionale Anspannung zu lösen. Das lindert oft auch körperliche Beschwerden.

5. Zahnärztliche / kieferorthopädische Maßnahmen

Bei starken Fehlstellungen oder schlecht sitzendem Zahnersatz kann eine gezielte zahnmedizinische Therapie nötig sein.

6. Botox (in Ausnahmefällen)

Bei sehr starker Muskelaktivität kann eine Injektion in die Kaumuskulatur sinnvoll sein – wird aber meist nur eingesetzt, wenn andere Methoden nicht ausreichen.

Fazit

CMD ist eine häufige, aber oft übersehene Funktionsstörung. Die Symptome sind vielfältig – reichen von Kieferschmerzen über Kopfschmerzen bis hin zu Schwindel oder Tinnitus. Wenn du den Verdacht hast, an CMD zu leiden, empfehlen wir dir eine ganzheitliche Betrachtung.

Die gute Nachricht: CMD ist sehr gut behandelbar – besonders mit einem ganzheitlichen Ansatz. Wenn du unter entsprechenden Beschwerden leidest, sprich uns gerne an – wir begleiten dich auf deinem Weg zurück ins Gleichgewicht.

Wir nehmen uns Zeit für dich und verbinden moderne Diagnostik mit ganzheitlicher Behandlung.

Häufig gestellte Fragen

An typischen Beschwerden wie Kieferknacken, Kieferschmerzen, Kopfschmerzen oder Verspannungen – besonders, wenn andere Ursachen ausgeschlossen wurden.

Schon wenige osteopathische oder physiotherapeutische Sitzungen können spürbare Erleichterung bringen.

CMD ist in den meisten Fällen sehr gut behandelbar. Vor allem, wenn es frühzeitig erkannt wird.

Das ist von Patient zu Patient verschieden. In vielen Fällen reichen 3–6 osteopathische Sitzungen aus.