Chronische Ohrentzündung bei Kleinkindern – Ursachen, Symptome & sanfte Behandlung

August 3, 2025
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Chronische Ohrentzündung bei Kleinkindern – verstehen und sanft begleiten

Viele Eltern kennen das Problem: Ihr Kind hat immer wieder Ohrenschmerzen, schläft schlecht oder hört schlechter als sonst. Oft steckt eine chronische Mittelohrentzündung (Otitis media) oder ein Paukenerguss dahinter. Beides tritt besonders bei Kleinkindern häufig auf – manchmal sogar ohne typische Symptome wie Fieber oder starke Schmerzen.

In diesem Artikel erfährst du,

  • warum manche Kinder ständig Ohrprobleme haben,
  • welche Ursachen dahinterstecken können und
  • wie man sanft, ganzheitlich und langfristig helfen kann.

Was ist eine chronische Ohrentzündung?

Eine chronische Mittelohrentzündung (Otitis media) entsteht, wenn sich der Bereich hinter dem Trommelfell wiederholt oder dauerhaft entzündet. Häufig bleibt Flüssigkeit zurück, die das Hörvermögen beeinträchtigen kann – man spricht dann von einem sogenannten Paukenerguss. Dieser kann auch ohne akute Schmerzen auftreten, was die Diagnose erschwert.

Chronische Verläufe sind besonders bei Kleinkindern häufig. Schätzungen zufolge erleben etwa 10–30 % der Kinder im Vorschulalter mindestens einen Paukenerguss oder eine persistierende Otitis media (Schilder et al. 2016).

Warum sind Kleinkinder besonders betroffen?

Anatomisch gesehen ist das kindliche Mittelohr besonders anfällig: Die Ohrtrompete (Eustachische Röhre), die den Druckausgleich zwischen Mittelohr und Nasenrachenraum ermöglicht, ist bei Kleinkindern noch kurz, eng und verläuft waagerecht. Das erschwert den natürlichen Abfluss von Flüssigkeit und begünstigt Infektionen (Bluestone & Klein 2007).

Weitere mögliche Ursachen sind:

  • häufige Atemwegsinfekte
  • vergrößerte Rachenmandeln (Adenoide)
  • allergische Reaktionen oder Unverträglichkeiten
  • Schädel- oder Kieferasymmetrien, z. B. nach Geburtstrauma
  • passives Rauchen oder Frühbetreuung mit erhöhtem Infektaufkommen (Wiertsema et al. 2011)

Symptome – oft unspezifisch, aber mit Folgen

Nicht immer zeigen Kinder deutliche Schmerzen. Typische Anzeichen können sein:

  • häufiges Greifen ans Ohr
  • vermehrte Unruhe, Schlafstörungen
  • verzögerte Sprachentwicklung
  • häufiges Nachfragen, verminderte Reaktion auf Geräusche
  • Gleichgewichtsstörungen
  • wiederkehrende Infekte

Bleibt die Ohrentzündung unbehandelt, kann ein chronischer Paukenerguss das Hören dauerhaft beeinträchtigen – mit möglichen Folgen für Sprache, Verhalten und soziales Lernen.

Schulmedizinische Behandlung

In der klassischen Medizin kommen meist abschwellende Nasentropfen, Schmerzmittel oder – bei bakteriellen Entzündungen – Antibiotika zum Einsatz. Wenn sich das Problem wiederholt oder die Flüssigkeit über längere Zeit im Ohr verbleibt, wird häufig die Anlage von Paukenröhrchen empfohlen, um das Mittelohr zu belüften (Rosenfeld et al. 2013).

Zudem wird in Europa häufig auch die Entfernung der Rachenmandeln (Adenotomie) in Betracht gezogen, da sie als möglicher Auslöser einer Abflussbehinderung gelten.

Europa vs. USA: Unterschiedliche OP-Strategien

Interessant ist der Vergleich der chirurgischen Herangehensweise zwischen Europa und den USA:

In Europa wird angenommen, dass vergrößerte Rachenmandeln mechanisch den Abfluss behindern und daher entfernt werden sollten. In den USA hingegen erfolgt der Eingriff oft konservativer – dort wird in erster Linie die Flüssigkeit aus dem Mittelohr entfernt oder ein Paukenröhrchen eingesetzt. Die Entfernung der Rachenmandeln ist deutlich seltener (Rosenfeld et al. 2013).

Die Literatur zeigt allerdings, dass eine tatsächliche mechanische Blockade durch die Adenoide schwer zu belegen ist. Wahrscheinlicher ist ihre Rolle als Keimreservoir, das Infektionen im Mittelohr begünstigen kann.

Osteopathie als sanfte Ergänzung

Viele Eltern wünschen sich eine sanfte und ursachenorientierte Unterstützung, die die Selbstheilungskräfte ihres Kindes fördert. Kinderosteopathie kann hier als ergänzende Methode sinnvoll sein. Sie betrachtet den Körper als funktionelle Einheit und nimmt insbesondere Spannungen im Schädel-, Kiefer- und Halsbereich in den Fokus.

Ziele einer osteopathischen Behandlung können sein:

  • Verbesserung des Abflusses über die Ohrtrompete
  • Förderung der Lymph- und Durchblutungsverhältnisse
  • Regulation von Spannungen nach Geburtstrauma
  • Unterstützung des vegetativen Nervensystems
  • Stärkung der körpereigenen Abwehr

Eine kleine Pilotstudie konnte zeigen, dass osteopathische Behandlung die Häufigkeit von Paukenergüssen bei Kindern reduzieren kann (Steele et al. 2014).

Wichtig ist: Osteopathie versteht sich nicht als Ersatz, sondern als sinnvolle Ergänzung zur schulmedizinischen Behandlung – vor allem, wenn die Symptome wiederkehren oder zusätzliche Spannungen im Kiefer- und Schädelbereich bestehen.

Wann ist eine osteopathische Behandlung sinnvoll?

Eine osteopathische Begleitung kann besonders hilfreich sein bei:

  • wiederkehrenden Ohrentzündungen oder Paukenergüssen
  • auffälligem Hörverhalten oder verzögerter Sprachentwicklung
  • Geburtstrauma, Schädelasymmetrien oder Kieferproblemen
  • häufigen Infekten trotz schulmedizinischer Behandlung
  • geplanten oder durchgeführten operativen Eingriffen (z. B. Paukenröhrchen)

Fazit

Chronische Mittelohrentzündungen sind bei Kleinkindern weit verbreitet. Sie können sich auf Hören, Sprache, Schlaf und Verhalten auswirken. Neben klassischer Therapie kann eine osteopathische Begleitung helfen, Spannungen zu lösen und die Drainagefunktion des Ohrs zu verbessern. Eine enge Zusammenarbeit mit HNO-Ärzt:innen oder Kinderärzt:innen ist dabei zentral.

Osteopathie bei Ohrproblemen – in unserer Praxis in Berlin

In unserer Praxis für Osteopathie und ganzheitliche Gesundheit in Berlin begleiten wir regelmäßig Kinder mit Ohrbeschwerden. Wir nehmen uns viel Zeit, arbeiten kindgerecht, individuell und immer in Abstimmung mit der ärztlichen Versorgung. Schreib unserem Team gerne und wir beraten dich zu einer osteopathischen Behandlung.

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Häufig gestellte Fragen

Oft fehlen bei chronischen Verläufen typische Schmerzen. Warnzeichen können sein: häufiges Nachfragen, verzögerte Sprachentwicklung, Gleichgewichtsstörungen oder Unruhe beim Liegen. Manche Kinder fassen sich oft ans Ohr oder schlafen schlecht. Eine ärztliche Untersuchung und ein Hörtest geben Klarheit.

Ja, osteopathische Techniken können die Drainage aus dem Mittelohr fördern – etwa durch sanfte Mobilisation im Schädel- und Halsbereich. Ziel ist es, Spannungen zu lösen, die Belüftung über die Ohrtrompete zu verbessern und die Selbstheilung zu unterstützen. Besonders sinnvoll ist die Osteopathie bei wiederkehrenden Paukenergüssen oder wenn Eltern eine sanfte Ergänzung zur schulmedizinischen Behandlung wünschen.